Diese Woche ist ein höchst spannender Artikel in Science erschienen: Diskussionen mit KI mildern den Glauben an Verschwörungstheorien. Kein Witz.
Über 2.000 Amis, die an eine spezifische Verschwörung glaubten, wurden in personalisierte Gespräche mit einer KI verwickelt. Die KI analysierte die Argumentslinien und lieferte maßgeschneiderte Gegenargumente.
Überraschenderweise führte das zu einem deutlichen Rückgang des Glaubens an die Verschwörung – um durchschnittlich satte 20 Prozent! Besonders bemerkenswert: Der Effekt war auch nach zwei Monaten noch stabil. Egal ob es um die Illuminati oder um die US-Wahl ging – die KI schaffte es, selbst tief verwurzelte Überzeugungen zu erschüttern.
Nun ist die diskursive Lösungsfindung für einen besseren Umgang mit negativen, etablierten Mustern des Erlebens und Verhaltens zentraler Inhalt vieler Coachings. Werden Coaches damit überflüssig? Naja, Menschen brauchen nach wie vor Empathie, emotionale Unterstützung und individuelle Beratung, die über bloße Fakten hinausgeht. Coaches geben menschliche Wärme und haben Kontextverständnis. Das kann eine KI so schnell nicht bieten. Parallel wird sich der Bedarf nach menschlichem Coaching aus drei Gründen reduzieren oder zumindest verändern:
Insofern: dass die bestehenden Lösungen schon so wirkmächtig sind, fand ich krass. Es fällt mir total schwer, die sich daraus für Coaches ergebenden Konsequenzen mit kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive abzuschätzen. Puh.
Meine 5 Cent aus der Glaskugel: wir sollten das KI-Thema möglichst zeitnah in Coachingausbildungen integrieren. Coaches müssen sich KI-Lösungen zu eigen machen, auf dem aktuellen Stand bleiben und die Tools in die eigene Beratung sinnvoll integrieren können. Ich stelle mir das auch echt ganz cool vor und hab Bock drauf. Nach so vielen Jahren mal wieder ein komplett neuer Winkel.
Was meint Ihr? Was meinen die Gurus? Spinnerei, Alarmismus oder Realismus?
Costello, T., Pennycook, G., & Rand, D. (2024). Durably reducing conspiracy beliefs through dialogues with AI. Science. doi: 10.1126/science.adq1814
Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/ein-leuchtendes-gehirnmodell-das-auf-einem-tisch-sitzt-ilwI-AIAQr4