Die Welt dreht sich immer schneller. Überall poppen neue Technologien auf. Alle reden von mutigen Entscheidungen. Von Tempo. Von Klarheit. Von „einfach machen“. Wir sind gehetzt wie nie.
Machen ist halt wie Wollen, nur krasser. Oder? Aber gibt’s auch den umgekehrten Fall?
In einer komplexen Welt ist Entschleunigung kein Mangel an Führung, sondern ein Ausdruck strategischer Reife. Dazu ne kleine Story aus der Historienkiste über den Zauderer, der Rom rettete.
📜 Sommer 218 v. Chr.
Hannibal hatte mit Elefanten die Alpen bezwungen und zwei Legionen vernichtet. Panik brach aus. „Schlacht sofort!“ brüllte der römische Marktplatz. Der Senat rief einen Cäsar aus: Quintus Fabius Maximus Verrucosus. Die Stadt erwartete ein heroisches Gefecht – und erlebte stattdessen … nichts.
Fabius wartete. Er mied offene Kämpfe, folgte Hannibal und griff nur Versorgungszüge an – selbst dann noch, als Hannibal Felder abbrennen, Brunnen vergiften und Infrastruktur vernichten ließ. Senatoren spotteten, Offiziere murrten, das Volk verfluchte ihn. Doch Fabius blieb stoisch. Als Rom seine Geduld verlor und ohne ihn bei Cannae die „große Entscheidungsschlacht“ suchte, endete dies in der wohl vernichtendsten Niederlage der römischen Militärgeschichte. Gleichzeitig wurde klar, was Fabius’ scheinbare Untätigkeit erreichte: Er hielt Rom am Leben bis die Republik wieder handlungsfähig war und gab Scipio Zeit, eine Armee auszubilden, die den Krieg letztlich gewann. Heute wissen wir: Es war das „Zaudern“ von Fabius, das Rom rettete. Entschleunigung.
Entschleunigung ist kein Zufallsprodukt oder Schwäche. Es ist bewusstes Abwarten, gezieltes Ambiguität-Zulassen, und manchmal: kalkuliertes Schweigen.
💭 Die Idee: In hochdynamischen, mehrdeutigen oder politisch aufgeladenen Situationen ist klare Positionierung nicht immer hilfreich – sondern kann Optionen zerstören, Konflikte eskalieren oder Entwicklungen vorschnell einfrieren.
⚠️ Aber Achtung! Entschleunigung funktioniert nur, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:
Entschleunigung ist kein Zeichen von Schwäche. Sie ist ein Zeichen von Reife, Systemkompetenz und Konflikttoleranz. Es ist die Fähigkeit, Entscheidungen zu verzögern, ohne die Verantwortung abzugeben.⏳
Gerade in komplexen Umfeldern ist die Fähigkeit, nicht sofort alles lösen zu wollen, ein Zeichen von starker Führung. Wer Spannung aushält, hält Potenziale offen. Manchmal ist Führung halt auch mal: nichts tun. Noch nicht. Nicht aus Angst. Sondern aus Klugheit.
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Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/eine-sanduhr-auf-einem-tisch-kb-ck1Y-KtY